Vor zwanzig Jahren verliert Brigitte Giraud den Mann ihres Lebens, Claude stirbt bei einem dramatischen Motorradunfall.
Nur drei Tage später zieht sie mit ihrem kleinen Sohn in das neue Haus, das sie zusammen mit Claude gekauft hat und in dem er nun niemals wohnen wird. Wer die Schuld an dem Unfall trägt, bleibt unaufgeklärt. Jetzt aber, als sie nach 20 Jahren gezwungen ist, das Haus zu verkaufen, das wegen Bauspekulationen dem Erdboden gleichgemacht werden wird, fühlt es
sich für sie an, als würde sie ihre Seele, als würde sie die Seele von Claude verraten. Der Moment ist gekommen, sich ihrer Vergangenheit zuzuwenden, der Geschichte auf den Grund zu gehen, die ihr Leben in Scherben geschlagen hat.
Erstmals wagt sie es, sich schmerzhaften Fragen zu stellen: Was wäre gewesen, wenn wir das Haus nicht gekauft hätten? Was wäre gewesen, wenn ich Claude am Vorabend des Unfalls wie verabredet angerufen hätte?
Einen »stillen Orkan« nannte die französische ELLE das Buch, für das Brigitte Giraud 2022 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Lange habe es gedauert, bis sie dieses autobiographische Buch habe schreiben können, sagt die Autorin. Erst jetzt kann sie die Kausalkette rekonstruieren, die zur Katastrophe geführt hat, und umkreist uns alle betreffende universelle Fragen: »Was im Leben löst Katastrophen aus? Existiert Schicksal?«